Die typische Vierfachmama…

Oft werde ich erstaunt, entsetzt, ja auch ungläubig gemustert, wenn ich erzähle, dass ich vier Kinder in relativ kurzen Abständen bekommen habe. Meist folgt dann der Satz „Du siehst aber gar nicht aus, als hättest du vier Kinder“.

Genauso geht es mir, wenn ich doch mal abends ausgehe und neue Menschen kennenlerne. „Du gehst aus? Wer passt dann auf die Kinder auf? Also ICH könnte das nicht!“

Noch schöner ist die Frage, ob denn wirklich alle den gleichen Vater haben.

Öhm joa …. Wie sieht denn so eine typische Mehrfachmama aus?

Und muss sie, weil sie Kinder hat, auf alles verzichten und nur noch Mama sein? Gehört es sich nicht, feiern zu gehen, sobald man Kinder hat?

Meist, so vermute ich, ist das das typische Klischeedenken. Wer „vier Kinder“ hört, hat vor seinem inneren Auge meist schon die Wollnys oder andere bildungsferne und nicht wirklich wohlerzogene Familien aus den Nachmittagsprogrammen der Privatsender. Am besten mit strähnigen Haaren, seit zwei Wochen nicht geduscht, grenzenlos überfordert und sowohl die Ausdrucksweise als auch die Wohnung gleichen einer Jauchegrube. Nicht zu vergessen die zugequalmten Räume und der Bezug von staatlichen Mitteln.

Und mit genau DIESEN Vorurteilen habe ich täglich zu kämpfen. Wer bekommt denn schon mit 22 sein erstes Kind und ist mit 28 schon Vierfachmutter? Wirklich meist bildungsferne Familien. Tja, und ich!

Ich , die zumindest ihr Abitur gemacht hat. Ich, die noch nie – abgesehen von Kinder- und Elterngeld – Zuschüsse beantragt hat. Ich, die trotzdem über die Runden kommt, fließend, und meist korrekt, Deutsch sprechen kann und den Anspruch erhebt, anständige und selbstständige, liebevolle junge Menschen heranzuziehen, die sich benehmen und artikulieren können.

Klar mag es mal sein, dass mich der Postbote in Jogginghose erwischt oder meine Haare lieblos zum  Zopf geknotet wurden. Auch, dass ich mal einen schärferen Ton anschlage, wenn eines der Kinder sich in meinen Augen wirklich daneben benimmt. Auch kommt es vor, dass ich verzweifelt, entnervt und einfach nur froh bin, wenn alle vier in ihren Betten liegen und schlafen. Aber aufgrund der Kinderzahl in eine Schublade gesteckt zu werden grenzt an die typischen Vorurteile, im Sinne von „alle Schwaben sind geizig“ oder „Deutsche tragen immer Tennissocken in den Sandalen“.

Auch finde ich es unheimlich schade, dass man als Mama scheinbar alles andere verwirkt haben soll. Ich bin doch trotzdem noch Freundin, Studentin, Frau, Tochter, ich. Nur eben mit Einschränkung. Dennoch möchte ich manchmal Cocktails trinken, die Nacht durchtanzen oder Trampolin springen und dabei vor Freude lachen.

Worauf ich hinaus will?

Es mag sein, dass die Mehrheit der Mehrfacheltern, die man so erlebt, bildungsfern sind. Es mag auch sein, dass manche Eltern ihr altes Leben mit dem ersten Ultraschallbild verabschieden und sich nur noch mit „ihresgleichen“, also anderen Eltern, abgeben. Aber das heißt doch nicht, dass das auf alle zutrifft. Und eine Attraktion, die man entsetzt begaffen muss, wenn man erfährt, dass mein Mann FREIWILLIG abends daheim bleibt und mich zum Ausgehen überredet, damit ich einen Ausgleich habe, bin ich noch lange nicht. Ebenso wenig ist es bewundernswert, wenn man es schafft, sich zu pflegen und die Haare zu kämmen, bevor man das Haus verlässt, sondern selbstverständlich.

Und wenn doch, sollte der ein oder andere seine Einstellung überdenken.

7 Comments on “Die typische Vierfachmama…

  1. Hast du toll geschrieben <3
    Ich als ebenfalls 4 Fach Mama kenne diese Situationen alle 😀

  2. Hallo Du Liebe! Das ist so wahr, ich musste echt lachen! Ich habe vier Kinder in vier Jahren bekommen , inkl. Frühchen-Zwillingen, und habe nebenbei noch unsere Familie ernährt, da mein Mann noch studiert hat. Dass ich ein Einser-Diplom gemacht habe vorher, glaubt mir eh keiner mehr… Ich wurde für absolut wahnsinnig erklärt, wenn ich meine Kleinen im Kinderwagen und eine 2-Jährige und einen 4-Jährigen dabei hatte. Die meisten hielten mich dann für eine Tagesmutter! ?
    Und ja, ich würde mir auch mehr Anerkennung und weniger Vorurteile wünschen… es braucht einfach mehr von uns!!

    1. Hallo Katrin,
      vielen lieben Dank für deinen Kommentar. Ja, das Schubladendenken ist sehr weit verbreitet. Aber was man im TV oder den anderen gängigen Medien sieht, sind eben meist genau die Großfamilien, die exakt diesem … ähm … Schema entsprechen.
      Aber ich glaube, so langsam kommt die Großfamilie zurück und nimmt wieder mehr Platz in der Gesellschaft ein, ohne dass sie dem Klischee entsprechen. Zum Glück!

      Herzliche Grüße

  3. Maaa, Julie! NATÜRLICH bist du eine typische Vierfachmama – ich meine, du hast doch 4 Kinder 😀
    Aber ich versteh sehr gut, was du meinst. Ich hab nur einen, aber den mit 19 bekommen. Ich habe Matura und einen Aufbaulehrgang als Ing. gemacht. Seit 10 Jahren den gleichen Job und seit 14 Jahren den gleichen Mann.
    Trotzdem kommt immer wieder die Frage, ob mein Mann auch der Vater meines Sohnes ist – noch immer -.- abgesehen davon, dass ich aussehe wie Anfang 20, hmmm, andere wören froh darüber 😀
    Das ist so mühsam. Auch von mir wird offenbar erwartet, dass ich so eie richtig asoziale Proletin bin.
    Das ist dieses hienzerfressende “reality”-fernsehen! Ich wünschte, das wäre nie erfunden worden.

    1. Ach Martina,
      das ist doch gemein! Ich finde, den richtigen Zeitpunkt für Kinder gibt es nie. Und genauso werden die Vorurteile wohl nie abreißen – leider.
      Ich wünsche dir von Herzen, dass sich das mit der Zeit abbaut und diese Fragen weniger werden.

      Liebe Grüße

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